Indikatoren der Urheberschaft: Ein Manifest

Ein neues kreatives Paradigma für menschliche / künstliche Intelligenz

Urheberschaft entwickelt sich weiter. Die meisten Kreativen — Romanautoren, Designer, Programmierer, Komponisten — integrieren bereits generative KI in ihren Arbeitsprozess, skizzieren Storyboards, remixen Beats oder kolorieren Fotos mit maschineller Geschwindigkeit. Dieses Manifest blickt in eine nahe Zukunft, in der KI in nahezu jeder Form kreativer Arbeit präsent sein wird — oft unsichtbar. In diesem Kontext wird es unerlässlich sein, klar zu kennzeichnen, wie ein Werk entstanden ist. Transparenz über die «Zutaten» der Erstellung wird notwendig sein, um Vertrauen, Sinn und Verantwortung in einer Welt hybrider Autorenschaft zu bewahren.

Das Manifest der Indikatoren der Urheberschaft bietet eine strukturierte Möglichkeit, die Rolle von künstlicher Intelligenz in kreativer Arbeit zu beschreiben und offenzulegen — offen, präzise und im Kontext.

Es ist nicht Aufgabe dieses Manifests, Systeme der Belohnung oder Zwang zu schaffen. Es hat nicht das Ziel, Offenlegung durch Vorteile zu fördern oder sie durch Einschränkungen durchzusetzen. Das AI:M Manifest ist ein Aufruf, das AI:M Rahmenwerk ein Satz von Prinzipien, und der AI:M Score ein Werkzeug zur Orientierung und Transparenz.

AI:M Rahmenwerk

Das Rahmenwerk ist eine praxisnahe Methode, um zu beschreiben, wie künstliche Intelligenz zur Entstehung eines Werks beiträgt — und macht den Grad sowie die Art der Mensch‑Maschine‑Zusammenarbeit sichtbar.

Es fordert Kreative dazu auf, klar anzugeben, wie KI-Werkzeuge eingesetzt wurden, und lädt Verlage, Institutionen und Publikum ein, diese Transparenz nicht nur als Kontext zu verstehen, sondern als Bereicherung der Authentizität, Klarheit und Bedeutung des Werks.

Das AI:M Rahmenwerk schreibt nicht vor, wie KI eingesetzt werden muss. Es bietet eine Struktur, um diesen Einsatz offen, verantwortungsvoll und im Kontext zu beschreiben.

Man könnte einwenden, dass Kreative in der Praxis die Nutzung von KI verschweigen werden — sei es aus Gewohnheit, Unsicherheit oder strategischem Schweigen. Doch das Bedürfnis nach Transparenz setzt keine vollkommene Ehrlichkeit voraus. Es spiegelt einen strukturellen Wandel in der Autorenschaft wider, dem begegnet werden muss. Auch wenn die Offenlegung zunächst uneinheitlich erfolgt, ist die Existenz eines gemeinsamen Rahmens — und der kulturellen Erwartung, die er schafft — entscheidend. Das Anerkennen maschineller Beiträge ist nicht nur eine Frage der Compliance, sondern der kreativen Integrität.

AI:M Prinzipien

Dieses Rahmenwerk beruht auf der Erkenntnis, dass Maschinen beitragen können, der Mensch jedoch Quelle von Intention, Urteilsvermögen und Verantwortung bleibt — ein Fundament, aus dem sich die folgenden Leitprinzipien ableiten:

  1. Beiträge der KI müssen transparent sein. Wir haben ein Recht darauf zu erfahren, wie etwas entstanden ist.
  2. Zusammenarbeit ist vielschichtig. AI:M schafft Raum für gemeinsame Prozesse, ohne Herkunft zu verschleiern.
  3. Verantwortung bleibt beim Menschen. Entscheidungen, Interpretationen und Auswirkungen sind menschliche Angelegenheiten.

AI:M Bewertung

Der AI:M Bewertung ist ein Klassifikationssystem, gestützt auf Scorecards, das den Grad und die Art der KI-Beteiligung an der Entstehung eines Werks anzeigt — Roman, Filmsequenz, Orchesterpartitur, Quellcode — und es von rein menschlich bis vollständig maschinell generiert einstuft, mit klaren Stufen, die das Verhältnis der Autorschaft widerspiegeln.

Die Bedeutung des Scores ist immer kontextabhängig.

Manche Situationen — etwa persönliche Ausdrucksformen oder bildungsbezogene Bewertungen — verlangen möglicherweise nach minimalem KI‑Einsatz. Andere — wie technische, wissenschaftliche oder analytische Arbeiten — können von umfangreicherer Unterstützung profitieren, besonders wenn Genauigkeit, Konsistenz oder Skalierung im Vordergrund stehen.

AI:M Skala

Die Scorecards veranschaulichen, wie sich menschliche und KI‑Beiträge von AI:0 bis AI:9 staffeln — und liefern Kreativen eine Orientierung zur Selbsteinschätzung ihres Prozesses sowie Verlagen, Institutionen oder Plattformen eine einheitliche Möglichkeit, das Maß der Zusammenarbeit hinter einem Werk zu verstehen und zu kommunizieren.